(nst). Regionale Verbundenheit, Detailkenntnis als leidenschaftliche
Reiterin und eine Kriminalgeschichte - diese drei Aspekte sollen
Friederike Harigs neuen Kriminalroman „Sieger-Typen“ zum Erfolg führen.
„Nach meinem ersten Krimi ,Professorenmord‘ vor drei Jahren wurde mir
schnell klar, dass ich noch nicht alles geschrieben habe und es eine
Fortsetzung geben muss“, so die leidenschaftliche Krimiautorin. Wichtig
sei ihr dabei, dass alle in Rheinhessen spielen, da sie hier lebe und
sich wohl fühle.
Neu in ihrem jetzigen Roman sei, dass sie einmal auf die „ebsch Seit“,
wie sie sie nennt, nach Wiesbaden, ausweicht. „Für Erwachsene wird wenig
über die Pferde- und Reitthematik geschrieben, so kam ich auf die Idee,
es als Leitfaden in meinen Krimi einzubinden“, berichtet die Autorin.
Sehr lebhaft gestaltete sie ihre Lesung im Café 7 Grad, in der sie aus
„Sieger-Typen“ vorlas.
Erster Mord des Krimis - eine tot aufgefundene Tierärztin in ihrer
Praxis in der Nähe von Mainz. Wie auch in Friederike Harigs letztem
Roman, ermittelt wieder die Mainzer Kommissarin Margarethe Maybach. Nach
ein paar Ermittlungsarbeiten führt sie die Spur zum Hofgut Ludwigsmühle
in Köngernheim. Dort ist die Tochter des Gutsherrn, Victoria Wieland,
leidenschaftliche Dressurreiterin und besessen von Erfolg. Als ihr
bestes Dressurpferd, Darius, tot in seiner Box aufgefunden wird, soll
sie trotzdem erneut preisgekrönt vom Biebricher Pfingstturnier
zurückkommen. Doch plötzlich wirft sie alles hin. Auch wenn hier kein
Ende preisgegeben wird, dürfen zwei Dinge noch verraten werden: Auch
Romantiker kommen in diesem Krimi auf ihre Kosten, denn Kommissarin
Margarethe Maybach verliebt sich - und eine Fortsetzung in einem dritten
Kriminalroman von Friederike Harig wird es wahrscheinlich auch geben.
Verlegt wurde der Roman vom Ingelheimer Leinpfad Verlag.
Allgemeine Zeitung, 17. September 2010 Von Christine Bausch
Kirche wird zum Tatort KRIMI - Friederike Harig inzeniert Mord im Beichtstuhl
Eine Leiche im Beichtstuhl. Mitten in der Christmette. In der sonst eigentlich ruhigsten, feierlichsten Nacht des Jahres. Wie sie auf die Idee kam? „Eigentlich genau so", lacht Krimiautorin Friederike Harig. „Ich saß an Heiligabend in der Kirche und stellte mir vor, wie das wohl wäre, wenn..." Sie verlegte die Handlung von einer evangelischen Kirche nach St. Stephan in Mainz - und schon war die Idee für die neue Kurzgeschichte geboren, mit der sie erstmals beim Krimifestival „Mörderisches Rheinhessen" von 1. bis 3. Oktober in Bingen dabei ist.
Richtige Atmosphäre für Krimi herstellen
Die Verbindungen der Mainz-Ebersheimerin zu Monsignore Mayer halfen bei den „Tatort"-Recherchen in St. Stephan. „Er hat mir alles erklärt - so konnte ich herausfinden, ob sich dort alles so abgespielt haben könnte", erzählt sie. „Das Milieu ist mir wichtig, ich liebe es, die richtige Atmosphäre herzustellen." Aufgeklärt wird der Fall von Kommissarin Margarethe Maybach, Winzerstochter aus Harxheim und alleinerziehende Mutter.
Kennen gelernt haben die Leser die Ermittlerin bereits im ersten „großen" Krimi von Friederike Harig: „Professorenmord" ist im Herbst 2009 erschienen. Damals spielte der Fall in einem Reitstall in Stadecken-Elsheim - hier reitet die Mainzerin selbst, und hier führte sie im Sommer auch den Nachwuchs in die Geheimnisse eines guten Krimiautors ein. Die Schreibwerkstatt war Teil der Vorbereitung für den Kinderkrimi-Wettbewerb, ebenfalls Teil von „Mörderisches Rheinhessen". Als Jurymitglied hat sie die 42 Werke bereits gelesen - verraten wird aber noch nichts.
Kommissarin behauptet sich in Männerdomäne
Im Kurzkrimi nun hat Kommissarin einen neuen Kollegen, muss sich in der Männerwelt behaupten. Dass sie das auch diesmal schafft, dürfte die Tatsache belegen, dass der nächste Fall bereits in Arbeit ist. Der zweite Kriminalroman spielt wiederum im Kreis von Pferdeliebhabern, nämlich im Dunstkreis des Pfingstturniers in Wiesbaden. „Ich mag es, reale Ereignisse einzubauen. Aber meistens spielen meine Geschichten im ländlichen Raum -ich liebe die Atmosphäre von Rheinhessen." Die Idee für ein drittes Buch reift - dann wird es wohl in Schriftstellerkreisen Mord und Totschlag geben. Wovon sie träumt? „Schön wäre, wenn man so einen Rheinhessen-Krimi mal verfilmen könnte", sagt Friederike Harig. „Ich habe ein ziemlich genaues Bild von Margarethe Maybach im Kopf." Langfristig würde sich die Mainzerin gerne an einem historischen Roman versuchen.
Veröffentlicht hat Friederike Harig vor ihrem ersten Buch vor allem wissenschaftliche Fachschriften - sie unterrichtet Literatur. „Schreiben ist für mich ein kreativer Umgang mit Sprache", sagt sie und freut sich, das Krimifestival diesmal nicht nur als Besucherin zu erleben.
Die Rheinpfalz, Samstag 2. Januar 2010 Von Sigfrid Gauch
Überall in der Pfalz und in Rheinhessen liegen sie herum, die Leichen. Regionalkrimis haben weiterhin Konjunktur, man liebt es, sich und die Seinen in vertrauter Landschaft mit gewohnten Mundartklängen wiederzufinden, auch wenn es dabei nicht ohne Blessuren abgeht. Regionale Tatorte finden sich in Winzerhöfen und in Klöstern, in Rathäusern und auf Kartoffeläckern. Jetzt hat es auch die ehrwürdige Alma mater erwischt.
Der erste Professorenmord ist
geschehen,
einen C-4-Professor für Neuere
Geschichte der Mainzer Universität hat es regelrecht getroffen, genauer gesagt: durchsiebt. Und was daran das Besondere ist: Die
1966 in Kaiserslautern
geborene und im nordpfälzischen
Göllheim aufgewachsene
Autorin Friederike Harig ist
Insiderin. Sie ist Akademische Rätin am Internationalen Studienkolleg der Universität, sie kennt
sich im Getriebe -
manche sagen: im Biotop - der
Johannes-Gutenberg-Universität aus. Im Krimi ist auch von einem Haifischbecken die Rede, nicht schlecht.
Piranhas in Lehre
und Forschung.
Eine Kommissarin ermittelt, alleinerziehend, nicht so recht zufrieden mit sich und ihrem Job. Friederike Harig schafft eine Protagonistin,
die sich und ihre
Ermittlungen selbstironisch kommentiert, die sich als Chefin ständig hinterfragt und von
ihren untergebenen
Kollegen, mit denen sie
sich duzt, nicht immer wirklich respektiert wird. Dafür rächen sich die Kommissarin und die Erzählerin gemeinsam, zum Beispiel am engsten Mitarbeiter: „Eigentlich war er ein netter Kerl. Vielleicht etwas farblos, aber das waren nette Kerle meistens." Dass dieser farblos nette
Kerl dann mit einer der
Mordverdächtigen eine Beziehung eingeht, bringt eine keineswegs farblose
Wendung in die Story.
In ihr geht es übrigens viel
um Beziehungen,
vor allem, was man von einem Unicampus schließlich auch erwarten kann, um das
menschliche Biotop
rings um den ermordeten Inhaber des Lehrstuhls: mehrere Ehefrauen, mehrere Geliebte, darunter auch bildhübsche Studentinnen und Assistentinnen, wie das Leben halt so spielt, bis es sich ausgespielt
hat. Und alles mit einer sprachlichen Leichtigkeit und
Geradlinigkeit, die an klassische Kriminalromane erinnert, die sich auf die Lösung eines
Falles konzentrieren - auch wenn es nicht bei dem einen Mord bleibt in Friederike
Harigs „Professorenmord". Auch die
zweite Leiche stammt aus dem
akademischen Umfeld. Und wenn die
mutige Kommissarin auf eigene Faust
auf einem Winzerhof ermittelt, geht
das gründlich schief: „von ihrer
Angst beflügelt, raste sie
geradeaus in die Weinberge, hoffend,
dass sie der um sich ballernde Alte
in dem schützenden Rebenlauf nicht
erkennen konnte. Sie musste die
Rebzeile wechseln. Nahm dafür
Geschwindigkeit raus und rollte sich
unter den Reben durch" - um einen
Tag später auf Krücken im Kommissariat
aufzutauchen. Dass weitergehende Recherchen im Unimilieu Seltsames zutage
fördern, vor
allem, wenn man Assistenten
verhört, erhofft sich der Leser geradezu, doch die Sauftour mit dem Doktorvater an Heiligabend,
der sich
der Assistent nicht entziehen kann, endet immerhin so unerwartet wie ungewöhnlich: Gegen sieben Uhr morgens schiebt der Doktorand seinen volltrunkenen Professor über die Treppe zu dessen Wohnung, deren Tür schon von selbst aufgeht. Im Türrahmen die Ehefrau, außer sich vor Wut, und im Flüchten kann der Assistent noch erkennen, wie sein Professor ein halb aufgetautes Brathähnchen aus der Manteltasche zieht: er war kurz vor Beginn des Heiligabends zum Hähnchenkauf geschickt worden. Zum letzten Mal, denn die Scheidung lässt nicht auf sich warten. Aber das alles sind
Randereignisse, vergnügliche
allerdings, die sich zu einem akademischen Genrebild ergänzen, das man genüsslich
betrachten kann. Dass der Krimi zu einem furiosen Ende führt, sollte man zwischenzeitlich erwarten. Dass
sich dieses Ende
so aber nur im weinfreudigen Linksrheinischen abspielen kann, das ist das Mindeste, was hier verraten werden darf.
Rhein Main Presse, Donnerstag 10. Dezember 2009 Von Eva Fauth
Sie kennt die Szene, soviel ist schnell klar. So wie Friederike Harig
ihre Kommissarin durch die verstaubten Flure des Philosophicums schickt
und wie sie die Begegnungen mit all den "trockenen Brötchen" des
historischen Seminars nebst ihres lebenslustigen Chefs schildert - so
schreibt jemand, der Leben und Leute an der Uni kennt. Die Autorin hat
in Mainz studiert und lehrt am Internationalen Studienkolleg.
"Professorenmord" ist ihr erstes Buch. Ein bisschen Campus-Krimi,
insgesamt mehr ein Rheinhessen-Krimi - und ein neuer Band in der Reihe
der Regionalliteratur.
Der Titel verrät es: Bei der Leiche, die
im Selztal bei Stadecken-Elsheim gefunden wird, handelt es sich um
einen Professor: Dr. Martin Klinkenbiehl, Inhaber des Lehrstuhls für
Neuere Geschichte an der Uni Mainz. Dessen spezielles Forschungsgebiet
sind, wie Kommissarin Margerethe Maybach herausfindet, die Frauen. Was
die Suche nach dem Mörder geschweige denn nach einem Motiv nicht leicht
gestaltet: Karrierebesessene Kolleginnen, Geliebte (heimliche, neue und
verlassene) und Ex-Frauen - mit ihrem Kollegen Uwe Scholz knöpft sich
Maybach alle vor. Nicht schnell genug. Ein zweiter Mord erschüttert
Mainz. Eine Frau diesmal, auch sie Historikerin an der Uni...
Solide, aber wenig spektakulär entwickelt Friederike Harig die
Krimihandlung. Als fast wissenschaftlich mag man den sachlichen
Schreibstil charakterisieren, der dem "Professorenmord" immer wieder
die Dramatik nimmt. Ebenso kommt auch die Kommissarin Maybach daher, zu
der der Funke beim Lesen nur langsam überspringt: alleinerziehend,
Single, Stress mit den männlichen Kollegen und sowieso Chefs - die
typische Kommissarin eben. Ein paar Eigenheiten wären sympathischer.
Erfrischend sind die Szenen mit Maybachs Kollegen Uwe Scholz, der sich
vom Schwerenöter zum Schürzenjäger mausert - zumindest kurze Zeit. Sie
sorgen für die überraschenden Momente in diesem Buch, in dem viel
Rheinhessen und noch mehr Mainz steckt, womit Friederike Harig dem
"Professorenmord" eine klare Kulisse gibt, der für ein weiteres Buch
eines zu wünschen wäre: diese mit Leben und rheinhessischer Lebensart
zu füllen.